Der Streuner

Als Streuner oder Straßenhund werden herrenlose Hunde bezeichnet, die in süd- und osteuropäischen Ländern das Stadtbild prägen. So unterschiedlich wie ihr Aussehen ist auch ihr Wesen. Manche sind äußerst frech und warten artig vor Supermärkten auf Essbares, andere sind sehr verhalten und schüchtern, und man kann sich ihnen kaum nähern. Wieder andere rotten sich zu Rudeln zusammen und können für den Menschen durchaus gefährlich werden.

Leider nimmt die Anzahl der ungeliebten Hunde in manchen Ländern Überhand. Dennoch gibt es bis auf Empfehlungen keinen Lösungsansatz, der helfen soll, diese Tiere friedlich aussterben zu lassen.

Kastrationen sind kostspielig und der Einsatz der Menschen vor Ort begrenzt, da diese selbst oft nichts besitzen. Kulturelle Aspekte spielen hier ebenso mit wie fehlendes Wissen und mangelhafte Aufklärung.

Dennoch sollte man nicht außer Acht lassen, dass allein der Mensch für die Domestizierung der Hunde verantwortlich ist. Allein der Mensch hat den Hund und in weiterer Folge den Straßenhund erschaffen – es sollte also unsere Aufgabe sein, diesem Problem entgegen zu treten und uns um die Aufklärung der Bevölkerung und ein friedliches Aussterben der Straßenhunde zu bemühen.

Vielen Dank also, dass Du hier nachliest, und vielleicht den Tierschutz mit unterstützt!

Zu den Charakterzügen eines Streuners

Das Klischee, ein Straßenhund sei verträglich mit Allem und Jedem, anpassungsbereit, lieb und dankbar, kann der Wahrheit entsprechen oder völlig falsch sein. Wahr ist, dass der Straßenhund sein Päckchen an Lebenserfahrung in sein neues Zuhause in der Menschenwelt mitbringt.

Betrachtet man den Straßenhund, muss man zu Beginn akzeptieren, dass man nicht viel über diesen Hund weiß. Viele der Hunde verwilderten, was bedeutet, dass es an Bindung und Bezug zum Menschen mangelt, und sich der Hund als Rudeltier seinen ursprünglichen Artgenossen anschließt.

Viele von ihnen wurden bereits in der Wildnis geboren, da einer unkontrollierten Vermehrung oft nichts im Wege steht. Auch werden die Erfahrungen, die die vorherigen Generationen gemacht haben, an die Welpen weiter gegeben. Denn nach Darwin setzen sich die Lebewesen durch, die sich am besten anpassen. Dazu gehört im europäischen Ausland leider auch die Angst vorm Menschen, oder die Angst vor bestimmten Verhaltensweisen des Menschen (erhobener Arm = Schläge; Schreien = Gewalt gegen mich).

Die Hunde sind sehr gut sozialisiert, da sie, nicht wie Haushunde, die in unserer Region in etwa 1-3 Stunden am Tag bei jedem Spaziergang auf Artgenossen treffen, sondern rund um die Uhr mit Ihresgleichen zu tun haben. Man darf hier nicht außer Acht lassen, dass zum Sozialverhalten des Hundes neben Beschwichtigung, Meideverhalten und neutraler Kontaktaufnahme auch Konfrontation und Kampf gehört.

Viele von ihnen leben in Städten und kommen gut damit zurecht. Sie leben in einem sehr sozialen Umfeld und sind selbständige und vor allem unabhängige Überlebenskünstler – eine Eigenschaft, die auch nach einer Adoption in ein neues Leben nicht abgelegt werden muss.

Der Mensch selbst kommt hier nur bedingt zum Zuge. Manche Menschen kümmern sich um „ihre“ Hunde, füttern sie und schützen sie vor Gefahren wie Hundefängern. Wieder andere quälen und verstümmeln sie, sperren sie in enge Käfige oder bringen sie um. Andere wieder beachten ihre Lebensgefährten nur wenig.

Daher kommt auch die unterschiedliche Prägung der Hunde auf den Menschen. Die Erfahrungen, die Straßenhunde mit Menschen machen, seien es nun gute oder schlechte, prägen sich ein und werden gelebt – um zu überleben.

Wer einem Straßenhund ein Zuhause gibt, mag es spannend! Man kann aus Erfahrung sagen, dass wirklich kein Streuner dem anderen gleicht – mit einem Hund von uns habt Ihr Euch für den wohl bravsten oder frechsten, den anhänglichsten oder unabhängigsten, den verspieltesten oder zurückhaltendsten, den aufgedrehtesten oder ruhigsten, den dankbarsten oder undankbarsten Hund entschieden, den Ihr wohl je kennen lernen werdet!

Die Streuner aus dem rumänischen Projekt von Michael Schmorenz

Streuner aus diesem Projekt kommen hauptsächlich schon im Welpenalter zu Herrn Schmorenz. Meist werden sie von Leuten in der umliegenden Umgebung gebracht, deren Hündin geworfen hat.

Michael Schmorenz bietet an, die Hündinnen kastrieren zu lassen, und nimmt den Nachwuchs auf, der dort in einem Großrudel gehalten wird. Sie erlernen eine gute Sozialisation, müssen aber zwangsläufig auch lernen, sich durchzusetzen und mit dem Stress umzugehen, der entsteht, wenn sich zwei Menschen um viele Hunde kümmern müssen. Sie haben bis zu ihrem Transport eigentlich keinen Kontakt zur Außenwelt.

Ihre Vergangenheit ist Herrn Schmorenz oft unbekannt. Viele von ihnen wurden gut behandelt, manche wurden von der Straße aufgelesen, manche kommen verstümmelt und abgemagert in sein Projekt.

Da die Hunde fortan in einem gefestigten Rudel aufwachsen, kann es sein, dass sie mit ihrer neuen Umgebung zu Beginn eher schlecht umgehen können. Die Umgebung des Menschen ist mit Gegenständen und Geräuschen erfüllt, die auf einen Hund, der diese nicht kennt, bedrohlich wirken kann. Waschmaschinen, Geschirrspüler und Staubsauger, die sich auch noch lärmend durch die Wohnung bewegen. Die unterschiedlichsten Reaktionen – von freudig erregt, über gleichgültig bis hin zu Angst – können auftreten. Diese neuen Lebensumstände müssen berücksichtigt werden und positiv antrainiert oder bestätigt werden.

Durch die Beschreibungen, die Herr Schmorenz auf unsere Homepage stellt, könnt Ihr Euch aber schon vorab ein Bild von den Charakterzügen Eures neuen Familienmitgliedes machen!

Da die meisten Hunde, die in Michaels Projekt kommen, Welpen sind, ist es sehr wahrscheinlich, dass diese Welpen dem Menschen gegenüber völlig unbefangen und freundlich sind. Auch zurückhaltende und ängstliche Hunde legen dieses Misstrauen schnell ab, und werden sehr schnell zugänglich.

Wir wünschen Euch ein schönes Leben mit Eurem neuen Familienmitglied! Die Streunerhoffnung steht Euch mit Rat und Tat zur Seite!

Euer Team der Streunerhoffnung